Lisa Sievers{.broken_link} ist Community-Managerin bei OverBlog. Wir haben uns auf Facebook kennengelernt und nach vielen spannenden Diskussionen habe ich gefragt, ob ich nicht ein Interview daraus machen könnte und auf meinem Blog veröffentlichen dürfte. Und? Sie hat ja gesagt 😉 An dieser Stelle schon einmal vielen Dank.

Dennis: Lisa, Du arbeitest bei OverBlog als Community-Managerin. Was macht OverBlog und wofür steht das Unternehmen?

Lisa: OverBlog ist eine Blogplattform, die in Frankreich startete und wenig später auch in anderen Ländern, z.B. Deutschland, online ging. Vor kurzem haben wir den siebten Geburtstag unserer Plattform gefeiert. Das war Anlass zur Freude – schließlich sind wir die in Europa meistbesuchte Blogplattform – aber uns wurde auch klar, dass es Zeit für einen Neuanfang ist. OverBlog wird daher in den kommenden Monaten komplett neu gelauncht.

Details werden noch keine verraten, aber so viel sei schon mal gesagt: OverBlog wird auch weiterhin eine Plattform sein, die für ihre User da ist und ihre Wünsche ernst nimmt.

Dennis: Was hast Du vorher gemacht und wie bist Du auf diesen spannenden Beruf aufmerksam geworden?

**Lisa:** Mein Werdegang war recht klassisch, wenn man diesen Begriff im Zusammenhang mit dem ja relativ neuen Beruf Community Manager überhaupt verwenden kann: Bevor ich also angefangen habe, erst für andere Projekte und jetzt schließlich für OverBlog als Community Manager zu arbeiten, habe ich Kommunikationswissenschaft studiert und in unterschiedlichen Bereichen Praktika absolviert. Neue Medien und soziale Netzwerke fand ich faszinierend und durch ein Praktikum als Community Manager habe ich mehr Einblick in die ganze Netzwelt erhalten und mein Interesse war geweckt.

Dennis: Du hast mir erzählt, dass OverBlog gerade an einem neuen Blog-Konzept arbeitet. Worum geht es genau und wo liegen als Community-Managerin hier Deine Aufgaben?

Lisa:Die Grundidee für unsere neue Plattform lautet, dem User das zu bieten, was er braucht. Klingt erst mal banal – aber den vielen unterschiedlichen Nutzerprofilen eine optimale Plattform zu bieten, die auch auf zukünftige Entwicklungen zu antworten wissen wird und dabei trotzdem einfach und intuitiv zu handhaben bleibt, ist eine spannende Herausforderung. Als Community Manager bin ich momentan, zusammen mit meiner Kollegin, dafür zuständig, mit Bloggern in Deutschland in Kontakt zu treten. Wir wollen erfahren, warum sie bloggen, was sie sich wünschen und wie sie die Zukunft des Bloggens sehen. Das machen wir sowohl offline (bspw. auf Blogevents) als auch online (z.B. über unseren Twitterhashtag #futureofblogging oder unsere Diskussionsgruppe auf Facebook).

Im Unternehmen leiten wir Ideen und Wünsche der Blogger dann an das Produktmanagement weiter. Zum Zeitpunkt des Launchs werden wir natürlich dafür zuständig sein, eine aktive Usercommunity aufzubauen und unser Produkt den Bloggern nahe zu bringen.

Dennis: Betreibst Du privat auch noch einen Blog oder gibt es neben OverBlog keinen weiteren Blog mehr in Deinem Leben?

Lisa:Ich bin begeistert von den Möglichkeiten, die das Bloggen uns bietet und ärgere mich deshalb ehrlich gesagt, dass es auf meinem kleinen, privaten Blog (37quadrat.wordpress.com) in letzter Zeit etwas ruhig geworden ist. Wenn unsere neue Version von OverBlog das Licht der Welt erblickt, wird mein Blog auf die neue Plattform umziehen – und dann auch wieder etwas regelmäßiger gepflegt werden!

Dennis: Ich kenne das aus meinem eigenen Berufsleben. Das erste was ich morgens nach dem Aufstehen mache, ich checke meine Netzwerke, sondiere meine E-Mails, etc. Wie sieht Dein Tagesablauf aus?

Lisa:Zugegeben – erst mal kommt bei mir noch Frühstück und Zähneputzen dran. Aber sobald ich im Büro bin: Mails durchgucken und einen Blick in die sozialen Netzwerke werfen. Anschließend schaue ich in meinen RSS-Reader und lese, was so seit dem Vortag Spannendes gebloggt wurde.

Dennis: Kurze Frage, kurze Antwort. Ein Leben ohne Smartphone und Internet wäre für Dich …?

Lisa:… um (zu?) viele Möglichkeiten ärmer.

Dennis: Die sozialen Netzwerke Facebook, Twitter, LinkedIn, Xing sowie Google+ bestimmen gerade das Geschehen der Online-Welt. Wie viele Freunde hast Du durchschnittlich in welchem sozialen Netzwerk? Und: Wie viel davon kennst Du nicht persönlich?

Lisa:So pauschal kann ich das kaum beantworten, da ich meine privaten und beruflichen Konten getrennt halte. Auf den privaten Netzwerken, einschl. Xing und Linkedin kenne ich eigentlich fast alle Kontakte auch persönlich. Bei den beruflichen Konten sieht das etwas anders aus.

Dennis: Das Sharen von Inhalten von Websites ist vor allem für Blogger in die sozialen Netzwerke überlebenswichtig. Wie schätzt Du die weitere Entwicklung des deutschen Datenschutzes ein? Eher pro oder doch eher contra Sharing?

Lisa:Ich schätze, dass es noch eine Weile dauern wird, bis die Politik einen konsensfähigen und praktikablen Beschluss vorlegen kann, der lizenzverletzende Vorgehen abstraft bzw. sogar vermeiden kann und nicht invasiv in die Privatsphäre und Freiheit der User eingreift.

Internetbegeistert und contra Sharing sein – das ist für mich ein Oxymoron. Nichtsdestotrotz sind Lizenzverletzungen mehr als ärgerlich.

Dennis: Es scheint so, als würden sich im sozialen Umfeld die beiden Netzwerke Facebook und Google+ um den großen Topf streiten. Im Business-Umfeld gibt es Xing und LinkedIn. Aber die B2B-Communities sind in Nischen im Aufwand. Wie stehst Du zu dieser Entwicklung?

Lisa:Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte. Oder genauer gesagt: Ich denke, dass es abseits der Grabenkämpfe zweier Protagonisten immer Platz für kleinere, aber an gezielte Bedürfnisse angepasste Projekte geben wird. Und manchmal wird ja dann erfreulicherweise dann doch etwas Größeres draus. Apple/Microsoft und Linux sind dafür ein nettes Beispiel.

Dennis: Würdest Du einer Firma raten, auf jeden Fall gründlich über die Gründung einer B2B-Community nachzudenken?

Lisa:Das hängt wohl sehr vom Unternehmen und seinen Projekten ab. In einigen Fällen kann es durchaus sinnvoll sein, sollte dann aber auch richtig und mit Energie angegangen werden. Communities auf der To-do-Liste zu haben, weil „das doch jetzt alle machen“ und aber nichts zu investieren – das kann schnell nach hinten losgehen.

Dennis: Wie schätzt Du die Rolle eines Community-Managers bei der Gründung und Implementierung einer Community ein? Welche Rolle sollte dieser im gesamten Projekt inne haben?

Lisa:Als Community Managerin bin ich da etwas befangen: Natürlich schätze ich die Rolle als unabdingbar für ein solches Projekt ein. „Soziale Netzwerke kann doch jeder“ oder „machen sich irgendwie nebenbei“ oder „die kann der Praktikant übernehmen“, das ist eine Einstellung, die sich ein Unternehmen mit ernst zu nehmender Strategie nicht leisten kann.

Seine Rolle: Auf die Wünsche und Bedürfnisse der User antworten und sie im Unternehmen vertreten und das Produkt des Unternehmens vor den Usern verantworten und für sie nutzbar machen.

Dennis: Was sind Deiner Meinung nach die goldenen Regeln, welche eine Unternehmung im Bezug auf Communities und Social Media unbedingt beachten sollte?

Lisa:Der richtige Ton: Die Ansprache der User sollte das Profil des Unternehmens reflektieren und schärfen.

Gesicht zeigen: Menschlichkeit ist kein Nachteil, im Gegenteil. Gerade im Bereich Social Media darf nicht vergessen werden, dass die User sich in ihrer Freizeit z.B. auf der Facebookpage des Unternehmens bewegen. Humor, Überraschung oder die viel bemühte Authentizität machen mehr Spaß als blütenreine Marketingsprache und der User kommt gerne wieder.

Ernst nehmen: Beschwerden, Zweifel, Ärger ernst nehmen und den Grund dafür möglichst zügig aus dem Weg räumen.

Fehler eingestehen: Um den heißen Brei reden nützt meist nichts. Wenn ein Fehler gemacht wurde, dann eingestehen, verbessern und nicht wiederholen.

Interesse zeigen: Die User sind keine gesichtslose Masse. Wer sich fragt, wie seine Kunden denken, der hat im Bereich Social Media einen hervorragenden Ort, um sie genau danach zu fragen. Wer will, dass ein User nicht nur einmal reagiert, sondern auch bei der nächsten und übernächsten Nachfrage, der sollte auf die Antworten auch reagieren (und sich gegebenenfalls erkenntlich zeigen, Gewinnspiele sind fast immer eine gute Idee).

Dennis: Social Sign-In ist für mich gerade eines der spannendsten Themen. Wie stehst Du dazu? Eigener Account oder doch lieber auf bestehendes zurück greifen?

Lisa: Dem User sollte am besten beide Möglichkeiten zur Verfügung gestellt werden. Wie man damit persönlich umgeht, ist Geschmackssache und eine Frage der Einstellung zur eigenen Privatsphäre.

Aus Unternehmenssicht würde ich spontan sagen, dass es für wichtige Funktionen wahrscheinlich keine gute Idee ist, sich vollständig von einem anderen Unternehmen abhängig zu machen.

Dennis: Wenn Du unendlich viel Geld und unendliche Ressourcen hättest, wie würde Deine Traum-Community aussehen und was würde Sie für ein Ziel verfolgen?

Lisa: Meine Traumcommunity besteht aus vielen aktiven Mitgliedern, die gerne miteinander in Kontakt treten und offen für Neue(s) sind. Wenn es eine Online-Community schafft, das „echte“ Leben der Mitglieder zu verbessern, hört sich das für meine Ohren schon ziemlich gut an.

Dennis: Stelle Dir vor, wir schreiben das Jahr 1984. Du hättest ein wenig Geld und kennst die bevorstehenden Technologien. Was würdest Du tun?

Lisa:Das Geld nehmen und in Apple-Aktien investieren.

Dennis: Danke Lisa, für Deine Zeit und ein tolles Interview. Ich wünsche Dir noch viel Erfolg in Deinen Projekten.